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Zu viert sitzen Männer an einem Tisch und spielen miteinander Karten. Das ist nichts Besonderes, wenn dieser Tisch nicht zu einer der Weihnachtskrippen gehören würde, die in der Aerzener Marienkirche ausgestellt werden: Eine griechische Krippe und die vier Kartenspieler sind gekleidet wie griechisch-orthodoxe Geistliche. Das Erstaunen bei denen, die die Krippe betrachten ist groß. Manche fragen: Ist in der Kirche Kartenspielen nicht verboten? Tatsächlich gab es Zeiten, in denen die Kirche die Nachricht verbreitet hat, dass Christen Kartenspielen verboten sei. Biblisch lässt sich dieses Verbot nicht begründen. Im Glauben wird allerdings davor gewarnt, das persönliche Glück und die eigene Zukunft von Karten und Spielen abhängig zu machen – das hat, dessen sind wir uns sicher – noch keinem geholfen.

Wer die kartenspielenden Mönche in der griechischen Krippe genauer betrachtet, wird noch etwas anderes entdecken: Da schieben zwei der Mitspieler heimlich Karten unter dem Tisch hin und her. Auch wenn nicht zu erkennen ist, welches Kartenspiel an dem Tisch gespielt wird, ein Kartenspiel, bei dem Karten unter dem Tisch heimlich weitergegeben werden, gibt es nicht: Da betrügen zwei Mitspieler und das in einer Darstellung der Weihnachtsgeschichte. Gewagt. Und genau richtig: Zur Krippe, zu dem der in dieser Nacht in Bethlehem geboren ist, dürfen alle kommen: die aus der Gesellschaft ausgeschlossenen Hirten von den Feldner und die reichen und weisen Männer aus dem Morgenland, später dann die Kranken und körperlich Beeinträchtigten – die Blinden, Lahme, Aussätzigen – und die betrügerischen Zöllner wie auch die hinterrücks fragenden Schriftgelehrten, warum also nicht auch Kartenspieler, die mit faulen Tricks versuchen das Glück zu erzwingen?

All diese Vielfalt lässt sich in dieser und in anderen Krippen erkennen, die noch bis Anfang Februar mittwochs, freitags und sonntags in der Aerzener Marienkirche zu besichtigen sind. Es gibt noch viel mehr zu entdecken als kartenspielende Mönche – einfach mal vorbeischauen, meint Pastor Christof Vetter aus Aerzen.