Guten Morgen, liebe Hörerinnen und Hörer, hier im Weserbergland. Manchen mag es in den letzten Tagen gegangen sein wie mir: So ganz im Stillen habe ich gehofft, der Landkreis Hameln-Pyrmont wird wie das berühmte letzte gallische Dorf nicht von dem Virus eingenommen. Dann kamen am Wochenende neue Zahlen und es war klar: Auch wir im Weserbergland haben die erste Hürde gerissen: 35 Infektionen innerhalb von sieben Tagen auf 100.000 Einwohner. Anders ausgedrückt: die Corona-Ampel steht auf gelb! Wir haben in der Zeitung gelesen und im Radio gehört, was dies bedeutet: Möglichst wenig Kontakte nach außen, noch gewissenhafter Abstand halten und außerhalb der Wohnung möglichst immer die Alltagsmaske vor Nase und Mund. Wahrscheinlich werden nun noch mehr Menschen protestieren, wie sehr damit ihre Freiheit eingeschränkt ist. Ja, noch schlimmer: Sie behaupten, sie seien der Grundrechte beraubt.

Am Ende dieser Woche erinnern wir uns, dass Martin Luther vor 503 Jahren mit seinem Thesenanschlag in Wittenberg die erste große Freiheitsbewegung Europas ausgelöst hat: „Ein Christenmensch ist ein freier Herr über alle Dinge und niemandem untertan.“ So hat er in seiner großen Freiheitsschrift geschrieben, die vor 500 Jahren erschienen ist. Wir lassen uns unsere Freiheit nicht nehmen. Doch in der Schrift: „Von der Freiheit eines Christenmenschen“ steht auch: „Ein Christenmensch ist ein dienstbarer Knecht aller Dinge und jedermann untertan.“ In dieser Spannung sind Christen zur Freiheit berufen. Freiheit in Verantwortung. Das heißt nichts anderes als in dieser Woche, 500 Jahre später, den Reformationstag zu feiern, indem wir verantwortlich handeln: Abstand halten, Hygieneregeln einhalten, Alltagsmaske tragen und Kontakte auf das Nötige beschränken. So einfach kann Freiheit sein – nicht nur für evangelische Christen.

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