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Mathematikunterricht: Gerade hat es zum Stundenbeginn geläutet, alle Schülerinnen und Schüler stehen neben ihren Bänken – Herr Dr. Rahm, der gestrenge Mathematiklehrer geht durch die Reihen, wirft jedem Mitglied der fünften Klasse eine Zahl an den Kopf: „144“, zum Beispiel – wie aus der Pistole geschossen kommt: „Zwölf mal zwölf“. Herr Dr. Rahm bleibt stehen, guckt streng: „Und?“ Kurzes Zucken: „neun mal 16“ Herr Dr. Rahm huscht ein Lächeln über die Lippen: „Und acht mal 18 auch noch“ – Morgengymnastik nannte er diesen Start in den Unterricht. Wie Frühsport auf Sylt.

Ob die Zahl 40 bei der mathematischen Morgengymnastik auch mal vorkam, kann ich mich nicht erinnern – die passende Antwort wäre gewesen: fünf mal acht, vier mal zehn – und wenn es ganz genau genommen wird auch noch zwei mal 20. Oder auch: 40 Tage und 40 Nächte Regen während der Sintflut, 40 Jahre Exodus durch die Wüste, 40 Tage war Mose bei Gott auf dem Sinai und herausgekommen sind zehn Gebote, 40 Tage Zeit hat die Stadt Ninive, um ihre Sünden zu bereuen. Und Jesus ging 40 Tage in die Wüste, um sich durch Gebet und Fasten auf seine Sendung vorzubereiten. Zwischen seiner Auferstehung und Himmelfahrt lagen laut Apostelgeschichte 40 Tage. Und nicht zu vergessen: 40 Jahre und fast zehn Prozent stand die Küche im Gemeindehaus in Aerzen.

Was Herr Dr. Rahm zu dieser biblischen Interpretation der 40 gesagt hätte, weiß ich nicht – aber eines ist klar: 40 ist eine biblisch entscheidende und wichtige Zahl.

40 Tage sind es auch zwischen Aschermittwoch und Karsamstag – 40 Tage Fastenzeit, 40 Tage Passionszeit…. und wir sind mittendrin. Die, die schneller rechnen können sagen jetzt, das stimme nicht, das sind 46 Tage. Mathematisch mag das stimmen – Christen rechnen anders: Sonntage sind keine Fastentage: sechs Sonntage raus, Schwupps sind wir schon wieder bei 40.

Und diese Zahl hat dann doch wieder mit Mathematik zu tun – und mit den Grundrechenarten, auf die Herr Dr. Rahm so viel Wert gelegt hat: 40 ist tatsächlich auch theologisch das Produkt aus 4 und 10. Die Vier steht dabei üblicherweise für das Weltumspannende, Irdische und Vergängliche. Sie symbolisiert die vier Himmelsrichtungen, die vier Elemente Feuer, Erde, Wasser, Luft, die vier Lebensphasen Kindheit, Jugend, Erwachsensein, Alter und die vier menschlichen Temperamente. Die Zehn gilt als Zahl des in sich Vollendeten, Ganzen: Sie ist die Summe der ersten vier Ziffern 1 + 2 + 3 + 4, bezeichnet die Zahl der Finger und gilt als Symbol des Kreises. Sie dokumentiert ihren ganzheitlichen Anspruch nicht zuletzt in der biblischen Zahl der Zehn Gebote. 

Die 40-tägige Fastenzeit vor Ostern war so schon ob ihrer Dauer etwas ganz besonderes – andere Fastenzeiten, wie etwa die Adventszeit, waren kürzer. Die 40-jährige Lebensdauer unserer Küche im Gemeindehaus ist auch etwas Besonderes: Was haben die Schränke in den 40 Jahren nicht alles erlebt. Wenn sie erzählen könnten, wäre die jüngste Geschichte der Aerzener Kirchengemeinde schon geschrieben – so verschwindet sie einfach und machen Platz für etwas Neues … und vielleicht für neue 40 Jahre.